Sturm kann Kampen Jazz 2024 nicht stoppen – Der Kursaal vibrierte am Donnerstag und Freitagabend unter donnerndem Applaus, obwohl er eigentlich gar nicht als Austragungsort des Kampen Jazz Festival geplant war. Das Festival – wie der Name schon sagt – sollte eigentlich in Kampen stattfinden. Dort wurde am Mittwoch im kleinen Kreis bereits ein musikalischer Vorgeschmack für geladene Gäste serviert, garniert mit einem leckeren Buffet Doch Petrus hatte andere Pläne und schickte Sturm und Starkregen, was die Bürgermeiterin Steffi Böhm und Gastgeber Till Brönner zur Annahme von Verschwörungstheorien auf höchster Ebene verleitete. Die Sicherheit von Zuschauern und Musikern konnte wegen des Wetter nicht mehr gewährleistet werden.

Was der Wettergott nicht bedacht hatte: Die Sylter sind ein zähes Völkchen, das seit Jahrhunderten Wind und Wetter trotzt. Kurzerhand wurde das gesamte Spektakel in die Inselmetropole verlegt – eine logistische Meisterleistung des Inseltourismus-Service und der Gemeinde.Statt im gemütlichen, aber zu engen Hauptsaal des Kamp Hüs, rockten die Weltstars nun den prächtigen alten Kursaal. Rund 550 Zuschauer passten in den den Saal, der ohne Bestuhlung 200 Plätze mehr bot. Schließlich ist das Kampen Jazz Festival ein „Steh-Event“ – wer tanzt schon gerne im Sitzen?

Seit 2016 zaubern Dariusz Mizani und Star-Trompeter Till Brönner dieses für eine kleine Nordseeinsel unfassbare Event aus dem Hut.
Die Gästeliste liest sich wie das Who’s Who des Jazz: Curtis Stigers, Dee Dee Bridgewater, Lee Ritenour & Dave Grusin, Ivan Lins, Inusa Dawuda, Bouch und DJ Mousse T. mit Emma Lanford brachten Jazz auf Weltklasseniveau auf die Bühne, begleitet von der Big Band der Bundeswehr unter Oberstleutnant Timor Oliver Chadik. Am ersten Abend verzauberte Curtis Stigers mit seinem Hit „I wonder why“ das Publikum, während Dee Dee Bridgewater mit Dixieland-Swing und Gesangspower den Saal zum Kochen brachte. Lee Ritenour und der 90-jährige Dave Grusin sorgten mit ihrer Duett-Weltpremiere für Hollywood-Flair und Gänsehautmomente.

Am Freitagabend brachte Ivan Lins brasilianisches Temperament auf die Insel, während Mousse T. – der Mann hinter „Sex Bomb“ – zusammen mit der Big Band der Bundeswehr, Till Brönner und Emma Lanford den Abend krönte. Wer Mousse T. im Interview erleben möchte, kann sich auf einen baldigen Beachhouse Talk auf Sylt1 freuen. So wurde aus einer wetterbedingten Notlösung ein unvergessliches Jazz-Erlebnis – ganz nach dem Motto: Wenn Sylt Zitronen bekommt, macht es eben Limonade… oder besser gesagt: swingenden Jazz.